Mittelosteuropa – Dreh- und Angelpunkt für E-Mobilität & Batterieindustrie?

Neuigkeit – 17. Juli 2023

Mittelosteuropa ist ein entscheidender Produktionsstandort für die Mobilitätswende. Das untermauerte Patrik Krizansky, Vice President von AVERE und Director von SEVA, der Slovak Electric Vehicle Association auf der Power2Drive Conference im Juni. Großes Potential sieht er indes im Schwerlastverkehr.

Der Mittelosteuropäische Markt (CEE Region) gewinnt zunehmend an Bedeutung für die E-Mobilität. So ist Polen in den letzten Jahren zum größten Akku-Exporteur in der Europäischen Union aufgestiegen, weltweit ist man hinter China auf Rang zwei. Auch Ungarn befindet sich in diesem Segment stark im Wachstum, weltweit auf Rang vier. Das wird wohl auch so bleiben, denn in Polen wurden bereits große Investitionen angekündigt, und dasselbe gilt für Ungarn.

„Wir benötigen heute in Europa etwa 300 Gigawattstunden an Batteriekapazitäten für unsere Autos, die in fünf Jahren auf das Drei- oder Vierfache anwachsen werden. Sie werden hauptsächlich in dieser Region hergestellt. Leider hakt es aktuell noch an der Marktdurchdringung in Osteuropa. Wenn wir uns Skandinavien und den westlichen Teil Europas ansehen, stellen wir fest, dass die meisten Autos im Nordwesten zugelassen sind“, so Krizansky.

Investitionen in Milliardenhöhe

Die Investitionen speziell in Mittelosteuropa sind riesig, befinden sich speziell im Batteriesektor in Milliardenhöhe. Bekannte Größen aus Asien wie LG, CATL und Samsung, aber auch europäische Unternehmen wie Porsche oder Mercedes-Benz investieren in den Aufbau von Produktionsstätten für die Batteriezellenproduktion, die Batteriemontage oder das Recycling.

Auch mit Blick auf die Produktion von PKWs spielt die Region eine weltweit wichtige Rolle. So laufen in keinem Land der Welt pro Kopf mehr Autos vom Band als in der Slowakei. Tschechien, Ungarn, Slowenien und Rumänien zählen zu weiteren Ländern mit einer hohen Produktionskapazität von Fahrzeugen. Dies zeigt sich aktuell noch insbesondere bei den Exporten, am heimischen Markt herrscht noch Optimierungspotential.

Im Süden und Osten der CEE-Region liegt der Anteil von E-Fahrzeugen in der Flotte noch unter ein Prozent. Das Land mit dem größten E-Auto-Bestand ist Polen mit rund 48.000 E-Fahrzeugen. Bei einer Gesamtfahrzeugflotte von über 20 Millionen Autos ist der Anteil an BEVs hier aktuell noch sehr gering. Krizansky sieht hier Prognosen zufolge in den kommenden Jahren ein Wachstum auf etwa 300.000-400.000 E-Autos. Dafür sollen laufende Subventionsprogramme in Polen sorgen.

Ladeinfrastruktur in Mittelosteuropa

Derzeit gibt es ca. eine halbe Million Ladestationen in Europa. Wenn man sich die Anzahl der installierten Ladestationen ansieht, dann befinden sich 60% aller Ladestationen in drei Ländern: Der Niederlande, Deutschland und Frankreich.
Polen erlebt derzeit einen dynamischen Wandel und Übergang. Hier wird ein Wachstum von aktuell einigen Tausend auf zehntausende Ladegeräte innerhalb weniger Jahre erwartet. In der Slowakei werden die meisten Ladestationen in den nächsten zwei oder drei Jahren subventioniert. Dort werden 50 Millionen Euro für öffentliche Ladestationen bereitgestellt, die in Städten, Unternehmen und auch an Autobahnen errichtet werden. Auch Tschechien erlebt ein Wachstum. Dort wurden 2022 Hunderte von öffentlichen Ladestationen gebaut. Die Zahl der Stationen wird im nächsten Jahr weiter steigen, wobei ultraschnelle Ladestationen im Trend liegen.

Natürlich gibt es in der CEE-Region noch einige Probleme, die aber nicht nur dort auftreten. Noch sind deutlich zu wenige E-Fahrzeuge auf der Straße, was den Betrieb und das Geschäft der Ladesäulenbetreiber aufgrund der fehlenden Auslastung erschwert. Das aktuelle Wachstum zeigt aber auch, dass Mittelosteuropa nur ein paar Jahre hinter den Niederlanden und Deutschland liegt.

Riesiges Potential auch im Schwerlastverkehr

Polen ist zudem der größte Betreiber von Lastkraftwagen und verfügt über die größte Lkw-Flotte innerhalb der EU. Dort befindet sich zudem der zweitgrößte Logistikanbieter in Europa. Krizansky sieht hier ein riesiges Potenzial für den Bau von Ultra-Megawatt-Ladestationen an Autobahnen.

Der größte Engpass, und das gilt nicht nur für Mittelosteuropa, ist aktuell die Netzanbindung. Der Mangel an Netzkapazität muss hier zeitnah mit einigen regulatorischen Änderungen angegangen werden. Nötig sind ein Ausbau und die Modernisierung der Netzinfrastruktur, bevor die Ladestationen installiert werden können.

Die passende Aufzeichnung der Power2Drive Europe Conference finden Sie im Log-In Bereich von The smarter E Digital.

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