Experteninterview – Smart kombiniert: Solar, Speicher und E-Mobilität

Experteninterview - 29.03.2022

Interview mit dem Geschäftsführer des Markt- und Wirtschaftsforschungsunternehmens EUPD, Dr. Martin Ammon, über Chancen und Nutzen der Kombination von PV, Speicher und E-Mobilität für das Elektrohandwerk.

Die Kombination von Solarstrom, Speichertechnologien und E-Mobilität gilt als wichtiger Eckpfeiler der Energie- und Verkehrswende. Wie macht sich diese Entwicklung bei den Installationsunternehmen bemerkbar?

Dr. Martin Ammon: In unseren Befragungsdaten lässt sich seit Jahren ein steter Anstieg des Angebotes an Ladestationen für die Elektromobilität im Portfolio der Photovoltaik-Installateure feststellen. Aktuell bieten bereits mehr als die Hälfte der deutschen Solarinstallateure – konkret 59 Prozent –Ladelösungen mit an. Gefördert wird diese Entwicklung vom wachsenden Angebot von Wallboxen durch klassische Hersteller der Photovoltaik- und Speicherbranche. Über diese Hersteller werden zunehmend Systemlösungen von der Photovoltaik-Anlage über den Stromspeicher bis hin zu einer Wallbox beim Installateur positioniert.

Welche Herausforderungen schafft das neue Angebot der Elektromobilität beim Installateur?

Die staatliche Förderung hat insbesondere im Jahr 2021 einen sprunghaften Anstieg der Kundennachfrage für Ladestationen auch bei Photovoltaik-Installateuren ausgelöst. Mit gut 200 Anbietern und ca. 900 Modellen an Ladestationen sehen sich die Installationsunternehmen bereits in der Informationsbeschaffung und im Produkteinkauf mit einer neuen Welt konfrontiert. Zudem müssen die jeweiligen Ladestationen mit dem eigenen Produktportfolio an Photovoltaik- und Speicherkomponenten abgestimmt werden.

Was bedeutet diese Art der Sektorenkopplung für die konkrete Umsetzung durch den Installateur?

Der Mehrwert einer Photovoltaik-Anlage mit Wallbox-Anbindung ergibt sich aus der Ladung des vor Ort erzeugten Solarstroms, ggfs. über eine Zwischenspeicherung im Batteriespeicher, in das Elektrofahrzeug. Entsprechend ist dies bereits im Planungsprozess und der Auslegung des Photovoltaik-Speicher-Systems zu berücksichtigen. Für das fertige System ist es wesentlich, dass Photovoltaik-Anlage, Speicher und Wallbox miteinander kommunizieren können, um die solare Ladung des E-Autos zu maximieren. Die Notwendigkeit der Kompatibilität und Komplexität betrifft ebenfalls den Fall der Nachrüstung einer bestehenden Solaranlage mit einer Wallbox.

Wo liegen aktuell die größten Barrieren bei der Installation von Ladestationen durch das Photovoltaik-Handwerk?

Analog zum Photovoltaik- und Speichermarkt war das vergangene Jahr 2021 von Lieferengpässen im Bereich Ladeinfrastruktur gekennzeichnet. Der Markt für Ladestationen und das Marktinteresse auf Seiten der Konsumenten ist in den vergangenen zwei Jahren sehr stark angestiegen. Die Installation von Ladestationen ist ein Zusatzerwerb der meisten Solarinstallateure, sodass fehlende Erfahrungen mit Produkten und Herstellern sowie die hohe Produktvielfalt hier die Auswahl beim Installateur erschweren. Zudem herrscht bei den Solarhandwerkern eine sehr hohe Auslastung, sodass zusätzliche Aufträge für Ladestationen oftmals nicht angenommen bzw. bearbeitet werden konnten. Fachkräftemangel, hohe Auftragslagen bestehender Betriebe und Lieferengpässe verzögern die zeitnahe Umsetzung der Installationsaufträge. Als weitere Barriere schätzten die Photovoltaik-Installateure das hohe Preisniveau für Ladestationen ein.

Welches Potential bietet die Elektromobilität im Handwerk?

Aktuelle Analysen zeigen, dass der größte Anteil an Ladestationen für die Elektromobilität von klassischen Elektroinstallateuren installiert wird. Bisher ist lediglich eine Minderheit dieser Elektroinstallateure auch in der Installation von Photovoltaik- und Speichersystemen aktiv. Hier besteht das Potential, dass sich der klassische Elektroinstallateur über das Angebot an Ladestationen zum Installateur für Solarstromanlagen entwickeln. Mit der zunehmenden Elektrifizierung der Heizungsanlagen und einer vernetzten Steuerung der Stromnachfrage im Haushalt entstehen zukünftig weitere Wachstumsfelder des installierenden Handwerks im Haushalt.

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