Bidirektionales Laden bietet großes Potenzial für ein nachhaltigeres und effizienteres Energiesystem. Im Interview mit electrive spricht Markus Hackmann von der P3 Group über den aktuellen Stand, bevorstehende Herausforderungen und darüber, was nötig ist, um Vehicle-to-Grid Wirklichkeit werden zu lassen.
Das ist eine sehr gute Frage, vor allem wenn man Berater ist. Ich muss sagen: Es kommt darauf an. Aber ich denke, in naher Zukunft sind beide Optionen möglich. AC-Bidirektional-Laden ist deutlich kostengünstiger, aber meiner Meinung nach wird sich DC durchsetzen, weil das Energiesystem ein DC-System ist. Wenn man sich PV-Anlagen und Batterien anschaut, ist das die einfache Antwort auf eine sehr komplexe Frage.
Das Erste ist: Wir haben Vehicle-to-Home bereits im Markt. Ich selbst nutze dieses System bei mir zu Hause, und es funktioniert – aber es ist ein proprietäres System. Die Zukunft braucht offene Systeme, bei denen jeder Anbieter mit jedem Fahrzeug kompatibel ist – das ermöglicht Flottenlösungen, die Geld sparen. Das ist der erste Schritt. Wenn wir auf Vehicle-to-Grid schauen, ist es unglaublich kompliziert. Vor drei Jahren war ich voller Leidenschaft und Überzeugung, dass das die Zukunft ist. Wir haben das PV-Energiesystem, also ist es einfach, Energie ins Netz einzuspeisen. Aber inzwischen, seit etwa einem Jahr, sehe ich einfach nichts wirklich passieren. Es ist immer dieselbe Diskussion. Ich hoffe sehr auf gute Kundenlösungen, die den Kunden in den Mittelpunkt stellen. Aber wir reden über regulatorische Rahmenbedingungen und Normen – und das ist keine Innovation. Das bedeutet lediglich, dass Vehicle-to-Grid vielleicht 2027 marktfähig ist. Meiner Meinung nach könnte es schon jetzt verfügbar sein, und deshalb bin ich etwas enttäuscht von der Innovationsgeschwindigkeit.
Was wir vor etwa anderthalb Jahren versucht haben, war ein Whitepaper für Robert Habeck. Die wichtigsten Akteure saßen mit am Tisch: Energiewirtschaft, Netzbetreiber und Automobilindustrie. Meiner Meinung nach ist das ganz einfach: Alle zusammenbringen, notfalls den Raum abschließen – und wenn weiße Rauchwolken aus dem Gebäude aufsteigen, ist die Lösung gefunden. So einfach ist das. Wenn alle wollen, dass es passiert, dann passiert es auch. Aber aktuell sehe ich das nicht.
Natürlich gibt es viele Energiemodelle. Es gibt viele Experten. Am Ende würde ich sagen: Es gibt ein Stück Pizza für jeden. Jeder der drei Akteure muss beteiligt sein. Aber der Kunde ist der wichtigste. Wenn wir wirklich die Energiewende umsetzen wollen, müssen wir ihm klarmachen: Es gibt Geld zu verdienen. Er kann Geld sparen und auch verdienen. Bis jetzt versteht der Kunde aber nicht, was eigentlich passiert und warum er in dieses Energiesystem investieren sollte. Das ist das Dilemma.
Das V2G-Thema wird auch ein zentrales Highlight auf The smarter E Europe 2025 sein, mit der Sonderschau Bidirektionalem Laden.